Die Monts d’Arrée (bret. Menez Are) als Gebirgsmassiv zu bezeichnen, scheint angesichts der sanft hügeligen Landschaft wie ein Witz, und doch sind sie Teil des Armorikanischen Massivs, das bereits im Paläozoikum entstanden ist und sich durch Nordwestfrankreich zieht. Die höchste Erhebung der Monts d’Arrée ist gerade mal 384 Meter hoch. Aber ein Ausflug lohnt sich. Seit 1969 gehören die Monts d’Arrée zum Parc naturel régional d’Armorique, zu dem auch die Inseln Ouessant und Moléne und die Halbinsel Crozon zählen.
Wir fahren von Quimper aus in nördlicher Richtung und erreichen unseren ersten Halt Pleyben. Den Ortsnamen kennt man aus jedem Supermarkt, denn die Galettes de Pleyben, bretonische Butterkekse, erreichen sogar internationale Bekanntheit. Der Ort ist aber auch bekannt für seinen calvaire aus dem 16. Jahrhundert, einen der am besten erhaltenen und größten Kalvarienberge der Bretagne, der in einem großen enclos parroissial, einem umfriedeten Pfarrbezirk, steht. Diese umfriedeten Pfarrbezirke sind einzigartig in der sakralen Architektur und kommen nur in der Bretagne vor. Zu ihnen gehören:
- ein Friedhof mit teilweise recht hoher steinerner Einfassung,
- ein Triumphtor, das in den Bezirk hineinführt,
- ein Beinhaus (bret. karnel, frz. ossuaire),
- ein Kalvarienberg (bret. kalvar, frz. calvaire) und
- eine Kirche mit einer vorgelagerten Eingangshalle.
Von Pleyben aus geht es in die Monts d’Arrée. Wir passieren Braspart und machen unseren nächsten Halt am Montagne St-Michel, einem 380 m hohen Hügel, auf dem eine kleine Kapelle steht. Von oben hat man einen herrlichen Blick über das Moor Yeun Elez, um das sich viele Sagen und Hexengeschichten ranken, über Heidelandschaften und Hügel. Hier soll das Tor zur Hölle liegen.
Vor allem sieht man aber das ehemalige Elektrizitätskraftwerk Brennelis, das bis 1985 betriebene einzige Kernkraftwerk der Bretagne.
Es geht weiter zum Roc’h Trévezel, der höchsten Erhebung, und von dort aus weiter nach Mougau Bihan, einer winzigen Gemeinde, die zum Ort Commana gehört. Dort steht direkt neben einem Bauernhof eine allée couverte, die auf ca. 3000 v. Chr. datiert wird. Eine allée couverte ist eine Art Dolmen, oder vielmehr mehrere Dolmen aneinandergereiht. Als Dolmen werden zwei aufrechte Menhire bezeichnet, die mit einem weiteren Stein bedeckt sind. Die fast 14 m lange allée couverte in Mougau Bihan ist groß genug, um sie zu betreten und einige Schritte in ihr zu gehen. Erhalten sind 19 Tragsteine und fünf Decksteine aus Granit. Im Innern sind einige Steine behauen, so finden wir Reliefs in Form einer Axt, von Dolchen und von weiblichen Brüsten.
Wir erreichen endlich Huelgoat. Hier haben wir eine Wanderung durch einen verwunschenen Wald geplant, immer vorbei am Silberfluss, Rivière d’Argent. Um den Ort ranken sich viele Sagen. Artus soll hier gewesen sein, und sogar sein Schatz soll hier liegen. Der Wanderführer rät, an einem Wanderparkplatz an der D769A zu starten. Von dort aus geht es durch das Hufeisen zum Gouffre, dem Schlund, wo der Silberfluss über mächtige Steine in die Tiefe stürzt und kurz unterirdisch unter den Steinen durchführt. Weiter geht es zur Mare aux fées. Dichter Wald, mächtige Hinkelsteine und der Silberfluss begleiten uns durch die liebliche Landschaft. Dann geht es steil durch den Wald an einer alten Mine vorbei zu einem Kanal, der uns in den Ort Huelgoat führt, wo wir den Markt und die Kirche besichtigen.
Vom Ort aus geht es an der Mühle, le Moulin du Chaos, wieder in den Wald. Hier werden die Steine noch größer. Wir wandern durch das Chaos von Steinen. Mutig nehmen wir den kurzen, aber sehr schmalen Abstieg zur Grotte du Diable, bei der der Weg zur Hölle, dem Chemin d’Enfer, beginnt. Vorbei geht es an der Roche Tremblante, einem riesigen Wackelfels. Wir lesen, dass der riesige 100 Tonnen schwere Stein wackeln soll, wenn man ihn an einer bestimmten Stelle anstößt. Wir unternehmen einige Versuche, aber nichts tut sich. Nur eine Sage? Da stehen zwei Männer auf und beginnen zu zweit an einer bestimmten Stelle und in einem bestimmten Rhythmus zu wackeln, und es dauert nicht lange, da setzt sich der riesige Koloss in Bewegung. Uns verschlägt es die Sprache.
Wir wandern weiter zum Ménage de la Vierge, wo ich winzige Pflänzchen auf den riesigen Steinen entdecke. Von dort ziehen wir weiter und folgen dem Wanderführer zum Camp d’Artus, wo sich leider heute der Wall kaum noch erahnen lässt – wir laufen zunächst dran vorbei. Es handelt sich um einen gallischen oppidum, wo der Legende nach der Schatz von König Artus liegen soll. Es geht weiter an der Grotte d’Artus vorbei, an der sich zumindest eine Grotte sehen lässt, und zur Mare aux sangliers, dem Wildschweinteich. Wir sind uns ganz sicher: Hier haben Asterix und Obelix Wildschweine und Römer gejagt und Hinkelsteine behauen.